Toskana Tag 9
Distanz
119 Kilometer
Höhenmeter
458 Meter
Tag neun, 24.7.2012
Ferrara – Sassuolo, 119 Km, Netto- Fahrzeit 7:15 Std.
Zuerst fühlt es sich nach einem lockeren Tag an. Zwar gibt es beständig Wind von der Seite oder auch von vorne, aber nie so heftig wie am Sonntag entlang des Po. Ich komme gut voran, fahre viel auf Dämmen, auf unterschiedlichstem Untergrund (Asphalt, Schotter, Lehm, Gras).
In Finale Emiglia, einer von den Erdbeben im Mai stark betroffenen Bezirksstadt, mache ich eine kurze Pause. Viele Geschäfte sind noch geschlossen, manche, v.a. die Banken, sind in Container gesiedelt. In den verschiedenen kleinen Parks wohnen Menschen in normalen Campingzelten, die sie dort aufgestellt haben, in einer Straße sehe ich etwa ein halbes Duzend älterer Wohnwägen, die als Notunterkünfte dienen. Einzelne Straßen sind abgesperrt, die Schäden sind nicht immer sofort zu erkennen, insgesamt aber unübersehbar. Es wird an der Behebung gearbeitet, die Feuerwehr und die Alpini sind im Einsatz. Es sind relativ viele, v.a. ältere Menschen, auf der Straße, die offenbar dort ihre Zeit verbringen. Die Stimmung empfinde ich als gedrückt, auch im Café
Auch auf der Weiterfahrt sind an den Häusern entlang der Strecke immer wieder Schäden, vor allem Sprünge an den Wänden, erkennbar. Mehrmals stehen Zelte neben Häusern, die offenbar nicht mehr sicher bewohnbar sind. Ich passiere große Gehöfte und Herrenhäuser, manche allerdings schon verlassen und verfallen.
Irgendwann geht der geroutete Weg einfach nicht mehr weiter, nachdem ich schon eine Weile auf Feldwegen unterwegs gewesen bin. Ich muss noch einige weitere Male umdrehen und Umwege machen, nachdem ich an Betonwänden anstehe, wo ich eigentlich ein Bahngleis queren wollte. Schließlich gibt es noch eine lange Schotterpassage entlang eines kleinen Flusses, bevor ich nach Maranello komme. Natürlich fahre ich zum Ferrari Museum, verzichte aber darauf, hineinzugehen – ich will ohnehin nicht tauschen!
Von Maranello ist es nicht mehr weit nach Sassuolo, meinem heutigen Tagesziel. Ich fahre wie gewohnt in das Zentrum, wo ich mir am Hauptplatz, einem großen, von Laubengängen und terrakottarot gestrichenen Häusern gesäumten Platz, erst einmal ein Bier gönne und mich nach einem Nachtquartier erkundige. Ich muss erfahren, dass es in der Innenstadt kein einziges Hotel gibt, die sind alle relativ neu und am Stadtrand angesiedelt. Dort lande ich schließlich im Hotel Michelangelo, einem bequemen, aber unpersönlichen Businesshotel, wo ich nach Körper- und Textilpflege auch zum Abendessen bleibe, da mir der Weg zurück ins Zentrum zu mühsam ist. Außerdem geht es am nächsten Tag in den Apennin.