Venedig - Genua Tag 6

Distanz

79 Kilometer

Höhenmeter

606 Meter

Tag Sechs, Freitag, 29.8.2014

Lago delle Lame – Genova, 79 Km, 4:30 Std. Netto-Fahrzeit

Nach einem bescheidenen italienischen Frühstück und ein wenig Zeit am nun nicht von Fischern und Kindern bevölkerten See geht es bergab. Eigentlich hatten wir vorgehabt, eine Route durch den Nationalpark zu wählen, aber nachdem wir die steilen Wege, übersät mit faustgroßen Steinen, gesehen haben, davon wieder Abstand genommen, mit all unserem Gepäck und der Anstrengung des Vortages.

So rollten wir den Aufstieg von gestern hinunter und noch etwas weiter bis Rezzoáglio, das auf etwa 700 m liegt. Dort stoßen wir auf das Aveto-Tal, welches wir aufwärts fahren, stetig steigend den Fluss entlang, der zuerst in enger Schlucht über große Felsbrocken rauscht und schäumt, weiter flussaufwärts aber zu einem ruhig dahinplätschernden, klaren Gewässer wird. So geht es gemächlich hinauf bis zum Passo di Scolina (920 m), anschließend rasant auf 6,5 Km wieder 600 Hm hinunter nach Farvole di Marvalo und weiter hinunter – Richtung Süden, aber auch nach Höhenmetern – bis Monleone, wo wir Richtung NW in das Lavagnatal einbiegen. Zum Teil versuchen wir einen ausgeschilderten „Ciclopedonale“, der auf einer Wegführung aus der Römerzeit basiert. Mit dem beladenen Trekkingbike ist das aber stellenweise grenzwertig und wir müssen ein paar Mal absteigen, bald ist er wegen ausgeschwemmter Stellen ohnehin gesperrt und wir werden zum Umkehren gezwungen.

Bei Ferviere halten wir uns nach Westen. In einer gleichmäßigen Steigung zieht sich eine vierspurig ausgebaute Straße den Hügel hoch, zeitweise von einer hohen Stützmauer aus Beton begrenzt. Wir werden gut von oben beleuchtet und von Asphalt und Beton kommt die Hitze wieder zurück. Uns wird nicht kalt, ganz im Gegenteil….

Die Einfahrt in den 2 Km langen Tunnel ist zwar eigentlich für Fahrräder und einspurige Fahrzeuge bis 124 cm³ verboten, aber nachdem uns das Reisebüro bis zum Loch gebracht hat, montieren wir die Lichter und fahren durch. Die Alternative wäre ein ziemlicher Umweg mit zusätzlichen Höhenmetern, beides wollen wir nicht. Zum Glück ist nicht allzu viel Verkehr, aber besonders angenehm ist es trotzdem nicht, vor allem das Dröhnen der Motoren, bei dem man oft nicht orten kann, ob es von vorne oder hinten kommt. So treten wir tüchtig in die Pedale, um die Röhre möglichst rasch hinter uns zu bringen.

Auf der anderen Seite wartet eine schöne Abfahrt durch das Bisagne-Tal nach Genua, wobei sich die Wohnblocks schon kilometerweit vor der eigentlichen Stadt in das Tal hineingefressen haben. Die Einfahrt dauert daher, Genua hat schließlich mehr als 600.000 Einwohner, länger als bislang, aber um 16:30 Uhr und 20 Km nach der Tunnelausfahrt sind wir am Ziel, d.h. beim rituellen  Ankommensbier.

Hotel „Bristol“, Via XX Settembre: In einem Gebäude aus dem 19. Jhd., optimal gelegen, sehr schön, sehr freundlicher Empfang, die Räder dürfen wir hinter der Rezeption abstellen bzw. aufhängen.

Wir fragen den Portier nach Tipps für Trattorie und er empfiehlt „Da Maria“ im Vicolo Testa d’Oro (sehr alt, typisch, „jeder Genuese war schon einmal dort“) oder als Alternative „Osteria Cavour 21“ an der Piazza Cavour (moderner, ebenfalls typische Genueser Küche). Da wir ohnehin in Richtung des Alten Hafens spazieren wollen, entscheiden wir uns für das „Cavour 21“, doch leider ist es ausgebucht und wir würden erst ab 22 Uhr einen Tisch bekommen. Ein Blick auf die Speisekarte zeigt uns, dass es kaum Gerichte über 7 Euro gibt, eine normale Pasta liegt bei etwa 4 Euro, also gerade einmal der Hälfte des gewohnten Preisniveaus.

Wir wechseln ein paar Worte mit der Besitzerin und sie empfiehlt uns ein anderes Restaurant in der Nähe und bietet an, uns abholen zu lassen, da es schwer zu finden sei. Sie ruft auch gleich dort an. Auf unsere Zwischenfrage hin, während sie noch am Telefon ist, ob es sehr teuer sei, sagt sie ihnen, sie sollen uns einen guten Preis machen - alles Dinge, die uns stutzig machen. Da wir aber hungrig sind und keine Lust zum Weitersuchen haben, willigen wir ein. Ein paar Minuten darauf werden wir von einer jungen Frau abgeholt. Das Lokal ist nett (tatsächlich etwas versteckt wie Vieles in Genua). Die Betreiber sind wahrscheinlich ein schwules Paar und die wenigen Gäste außer uns ebenfalls Touristen. Die Preise auf der Karte sind „normal“ (Antipasti und Primi 8-12, Secondi 12-20 €). Wir essen gute Muscheln und einen ausgezeichneten Octopussalat, danach „Stockafissa alla Genovese“ und eine “Frittura di gamberi e calamari“, als Dessert teilen wir ein Tiramisu. Dazu 3 Bier, eine Flasche Wein, Wasser, 2 Caffé. Das Essen ist gut, der Service freundlich. Als er die Rechnung bringt, merkt er an, dass er einen Spezialpreis gemacht habe: Wir zahlen zusammen für alles nur 50 Euro! Das Mädchen, das uns hergebracht hat, sitzt nun im vorderen Teil und erkundigt sich, ob alles ok war und empfiehlt uns nochmals, uns unbedingt die nahegelegene Kirche von San Cosimo und Damiano aus dem 13. Jhd. anzusehen. So nett können Menschen sein!

Auf dem Heimweg machen wir noch die Erfahrung, wie sie in einem Reiseführer formuliert ist: Es ist unwahrscheinlich, sich in den Gassen der Altstadt nicht zu verlaufen. Enge Gassen, Treppen, steile Rampen, ganz schön anstrengend.