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Prolog: Sonntag, 6.9.2020: Anreise nach Vyssí Brod

Kathi bringt uns samt Rädern und Gepäck mit dem VW Bus von Steyr nach Vyšší Brod, wo wir im Hotel Šumava einchecken. Es ist eher einfach, aber durchaus ok, abgesehen davon, dass sie am nächsten Morgen wegen einer Reparatur an der Schank das Wasser abdrehen, als Alois gerade eingeseift unter der Dusche steht….

Der Spaziergang durch den Ort fällt kurz aus, da es ständig regnet, aber dass die Infrastruktur auf österreichische Einkaufs- und Gastronomietouristen ausgelegt ist, ist unübersehbar. Wir essen im Restaurant unseres Quartiers und es ist ausgezeichnet; das Gulasch aus Rinderbackerln ist butterzart und sehr schmackhaft.

 

1. Etappe: Montag, 7.9.2020: Vyssí Brod – Cerné Údolí

Am Morgen regnet es noch – ganz gemäß der Wetterprognose - und wir lassen uns mit der Abfahrt Zeit. Wir sind noch frisch und beschließen, für die ersten Kilometer die heruntergeladene Tour zu ignorieren und stattdessen direkt hinter Vyšší Brod in den E13, den Iron Curtain Trail, einzusteigen. Das sind ein paar Kilometer und etwa 150 Höhenmeter mehr, verspricht aber kleinere Wege.

Vor der Abfahrt muss ich noch eine Knopfbatterie für den Sender meines Radcomputers kaufen. Ich versuche es in einem Supermarkt, der von außen sehr schmal und unscheinbar aussieht, aber im Haus weit nach hinten reicht. Die Gänge sind so eng, dass man kaum aneinander vorbei kann und die Regale sind vollgestopft mit allen Dingen des täglichen Bedarfs bis hin zu Spielzeug und Tabakwaren. Auch meine Knopfbatterie bekomme ich von der Frau an der Kassa, einer Asiatin. Da ich keine Kronen habe, zahle ich mit einem 5 Euro Schein. Sie ist es offenbar gewohnt und gibt ohne zu zögern in Euro und Cent heraus. Mit mir spricht sie deutsch, mit den Kunden vor und hinter mir Tschechisch. Die Frau nach mir kauft einen Apfel und zwei Maiskolben.

Die Strecke ist ein ständiges Auf und Ab. Die Wege sind schmal, manche Stücke schön asphaltiert, andere sind von Frostaufbrüchen und Löchern übersät und dementsprechend holprig. Es gibt auch längere Passagen mit Schotter und Feldwege inklusive Schlamm und großen Wasserlachen, wo wir durch müssen. Quasi die Waschanlage nach den Schlammpassagen….

Es ist wirklich anstrengend, da die Anstiege oft lang und passagenweise auch sehr steil sind, dazu kommt grober Schotter; einige Male steigen wir ab und schieben ein Stück. Wir passieren wenige Orte, meist sind wir im Wald oder zwischen Wiesen unterwegs, selten gibt es ein Maisfeld; Viehwirtschaft dominiert. Es hat offenbar in letzter Zeit viel geregnet, es ist überall viel Wasser und wir kommen auch an mehreren großen Fischteichen vorbei. Wir begegnen nur einigen wenigen Radfahrern und Wanderern und auch nur ganz selten einem Auto. Dafür sehe ich vom Rad aus Eierschwammerl, Parasole und sogar einen Steinpilz. Zeit zum Schwammerlsuchen haben wir aber leider nicht…

Mittagspause machen wir in einem Gasthaus in Dolní Dvořiště, wo bald nach uns auch ein junges tschechisches Paar, das zu Fuß und mit Rucksack wandernd unterwegs ist, einkehrt. Als wir gehen, sind sie schon beim zweiten Bier zum Mittagessen – kein Wunder, dass Tschechien beim Bierkonsum pro Person in Europa führt – und Österreich weit abgeschlagen an der zweiten Stelle liegt…!

Die Beschilderung der Strecke ist nicht ganz einfach zu durchschauen. Der Eurovelo 13 (Iron Curtain Trail) ist nur sporadisch als solcher gekennzeichnet. Meist heißt er während der ersten Tage Radweg Nr. 34, zwischendurch auch einmal 1193 oder 1148 – offenbar die Nummern lokaler Radwege. Ohne geroutete Strecke oder zumindest einer sehr guten Karte kann das heikel werden, wie wir selber feststellen können. An einer Stelle verlassen wir die geroutete Strecke und folgen dem Schild E 13 und biegen auf einen Waldweg entlang eines Baches ab, da wir schließlich möglichst dem Originaltrail folgen wollen. Bei einer „Steinernen Brücke“ überqueren wir schließlich einen weiteren Bach und damit die Staatsgrenze zu Österreich. Und dort ist vom E 13 nichts mehr zu sehen, es ist nur der Mühlviertel Radweg ausgeschildert. Wir fragen im nächsten Weiler, aber man kann uns nicht weiterhelfen und da wir nicht wissen, wo wir wieder zurück über die Grenze kommen würden, kehren wir reumütig auf unsere vorgegebene Strecke zurück – diesmal auf der Straße und nicht nochmals über den lehmigen Waldweg. Als Konsequenz daraus beschließen wir als Maxime: Strich (am Display) vor Schild!

Abgesehen von ein paar Tropfen kommen wir ohne Regen durch den Tag, aber es ist kühl. Trotzdem sind wir durchgeschwitzt und sehr angestrengt. Schließlich haben wir Probleme, das Quartier zu finden, da ich aus den Bildern im Internet eine fixe Vorstellung davon habe, wie es aussehen und wo es liegen müsste. So fahren wir vier Kilometer zu weit, natürlich fast alles bergauf, die wir am nächsten Tag nochmals vor uns haben werden.

Als wir schließlich vor dem Hotel stehen, sieht es nicht nur anders, sondern vor allem auch sehr viel abgewohnter aus. Wir fahren ein paar hundert Meter weiter zur Penzion Černé Údolí, an der wir ja schon zwei Mal vorbeigeradelt sind und bekommen dort zwei saubere Zimmer mit (geteiltem) Bad, Abendessen und die nötigen Biere, um den Elektrolythaushalt wieder in Ordnung zu bringen. Für das alles zahlen wir inkl. Frühstück 85 Euro für beide.